Kassandra ist eine der bekanntesten Erz?hlungen von der Schriftstellerin Christa Wolf. Wolf bearbeitet den mythischen Stoff und erfindet eine neue Perspektive, damit Kassandra zum ersten Mal zur Hauptfigur wird. Nach der Ver?ffentlichung wird die Erz?hlung hoch bewertet. Die Literaturwissenschaftler interpretieren den Text haupts?chlich aus der Perspektive der Mythosrezeption oder dem weiblichen Schreiben der Schriftstellerin. Ich dagegen schenke meine Aufmerksamkeit dem Krankheitsmotiv. Es geht in der vorliegenden Arbeit um den Wahnsinn der Protagonistin, durch den die Schriftstellerin die m?nnliche Ratio kritisiert. Motivuntersuchung ist zahlreich. Die formale und inhaltliche Bedeutung ist zu berücksichtigen. Krankheit und Tod ist eines der bedeutendesten Motive in der Literatur. Auch Kassandras Krankheit, also ihr Wahnsinn ist eine Untersuchung wert.Von der Handlung der Erz?hlung ausgehend, untersuche ich die Bedeutung des Motivs. Aus der Perspektive der Autorin ist es leicht abzulesen, dass Kassandras Subjektwerdung den Handlungsstrang bildet. Kassandras Angst und Schmerzen verflechten sich darin. Sie entscheidet sich für den Tod, um zu sich selber zu kommen. Wahnsinn, als eine extreme Ausdrucksform, spielt eine wichtige Rolle, treibt die Handlung gewisserma?en voran. Au?er der formalen Bedeutung tr?gt der Wahnsinn auch inhaltliche Bedeutung. Für Kassandra bedeutet er sowohl Spaltung als auch Schutzort. Nach Foucaults Meinung ist Wahnsinn ein gewohntes Mittel der Herrschenden, mit dem er einen, der seine Macht bedroht, aus dem ?ffentlichen Diskurs ausschlie?t. Da Kassandra die Wahrheit aussagen will, bedroht sie die Herrschaft. Der Wahnsinn wird als Vorwand von dem K?nig genutzt, um sie als Au?enseiterin auszugrenzen. Ich analysiere dabei vor allem die Beziehung zwischen Kassandra und ihrem Vater, dem K?nig Priamos. Denkt man an Wolfs anderes Werk Medea, so f?llt auf, dass die Protagonistin aus der Mythos auch als wahnsinnig betrachtet wird. Das gesellschaftliche Verwerfungsmechanismen ist dadurch klar ausgedruckt.Dem Wahnsinn der weiblichen Protagonistin wird die m?nnliche Ratio gegenübergestellt. Durch die zeichnet sich die m?nnliche Gier nach Krieg und Macht aus. In der von M?nnern dominierten Gesellschaft werden Kassandra oder Medea zum Objekt. Es ist nicht schwer zu verstehen, dass sie wahnsinnig oder für wahnsinnig erkl?rt wird. Der Wahnsinn ist nur eine oberfl?chliche Erscheinung, im Kern stehen die gesellschaftlichen Verh?ltnisse und Konflikte. Darin werden die Protagonistinnen unterdrückt. Krankheit und Tod ist beliebt bei Wolf. Die Gesellschaftskritik der Autorin ist dadurch abzulesen. |